Montag, 26. September 2011

"Pflückten wir Schnitzel, wärst du wahrscheinlich schneller!"

So versucht mich Charly darüber hinwegzutrösten, dass sie irgendwie immer mehr Tomaten pflücken kann als ich. Wir pflücken jetzt nämlich Tomaten. Letzten Freitag (also schon vor einer Weile, hab den Blog irgendwie echt schleifen lassen...) war unser letzter Arbeitstag in der Avocadofabrik. Der wurde richtig gefeiert, mit Schnittchen, Chips, Cola und Bier. Alle saßen gemütlich beisammen und speisten ein letztes Mal gemeinsam. Dann waren wir wieder arbeitslos. Deshalb fuhren wir mit Skippy und drei Anderen zu einer nahegelegenen Farm, nur um dort einen Zettel vorzufinden, auf dem man seine Nummer und seinen Namen hinterlassen sollte. Dann wollte Skippy nicht mehr anspringen. Carburator. Mal wieder. Der dämliche Vergaser hat uns schon vom Kauf des ersten Wagens abgehalten. Juhu. Skippy steht jetzt hier so rum. Wir denken im Moment einfach nicht drüber nach, was wir mit ihm machen wollen.Das Wochenende wurde kollektiv am Pool verbracht. Allerdings wurden mir da auch die Beine komplett zerstochen. Dämliche Mücken.
Am Dienstag wurden wir dann fürs Zwiebeln ernten eingeteilt. Die Dinger liegen (im Idealfall) bereis ausgebuddelt auf dem Feld, man muss dann nur noch oben und unten das Überflüssige wegschneiden und in seinen Eimer schmeißen. Pro Bin bekommt man $40 Dollar, das Ding ist dann aber auch gut 1,50*1,50*0,90 Meter groß. Klappt super, wenn die Dinger vom Tracktor ordnungsgemäß herrausgerissen wurden. Wenn nicht, bekommt man sie selbst nicht raus. Wenn dann zusätzlich die Zwiebeln, die draußen liegen, alle angefressen sind, möchte man schon einwenig schreien. Charly war die ganze Zeit am heulen. Allerdings nur wegen des Zwiebelsafts... ;)
Donnerstag waren dann die Tomaten dran. Recht große Tomaten werden in einen Bucket verfrachtet, der ungefähr die Maße eines normalen Mülleimers besitzt. Also eines normalen, wie sie in den Schulen stehen. Also recht groß. Für so ein Ding bekommt man $2. Am ANfang ging es noch alles ganz gut, als die erste Reihe abgeerntet war, bekam ich eine zugewiesen, die zu 3/4 unter Wasser stand. Ich habe mich also auf dem Schlammstreifen mehr schlecht als recht aufrecht gehalten und in den Tomaten festgehalten. Geholfen hats nichts, ins Wasser bin ich trotzdem zwei mal geplumst. Als dann auch noch mein voller Eimer, in den ich gerade meine Marke stecken wollte, ins Wasser fiel, ich vor Schreck den Halt verlor und wieder mit dem Po im Wasser war, war ich nahe dran, in Tränen auszubrechen. Doch trotzdem hielt ich mehr schlecht als recht durch, bis die Buckets wieder mal alle waren. Jaja, das ist so eine Sache, mit den Buckets. Irgendwie sind nie genügend da, sodass man gut 25% seiner Zeit mit Bucketsuche und Bucketwarten verbringt. Wenn man dann klitschnass wieder einmal keine Buckets hat, kann man schon einmal zu dem Entschluss kommen, genug zu haben, und sich einfach mit seinem Buch in den Schatten der Tomaten setzten. Auf dem Feld sind wir übrigens die einzigen Europäer. Wir sind knapp sechs, die aus diesem Hostel dort hinfuhren, zusätzlich die ganzen Taiwanesen... Auf dem Feld auch nur: Asiaten. Und Dunkelhäutige. Wenn die dann auch noch anfangen zu singen, wird man minimal an seinen Englischuntericht erinnert. Ihr wisst schon, Sklaven, Feldarbeit und Spirituals. Sklaven passt übrigens ganz gut, ich habe an dem Tag stolze $42 Dollar verdient. Und ich hatte Nummer 142. Das hat mich irgendwie wieder ein bisschen gefreut! ;) Am nächsten Tag wurden dann Cherrytomaten gepflückt. Die Dinger sind natürlich viel kleiner, der Bucket so groß wie ein Farbeimer und man bekommt stolze $6 pro Bucket. Alle anderen pflücken lieber die großen Tomaten, mir haben die Cherrytomaten besser gefallen, aber vielleicht auch nur, da meine Reihe diesmal nicht unter Wasser stand.
Egal wie dreckig, fertig mit den Nerven und müde wir zwischendurch waren, trotzdem denke ich mir: "Hey, wie viele andere Deutsche haben schon einmal die Erfahrungen gesammelt, wie wir es tun?" Okey, bedenkt man die Massen von deutschen Backpackern hier, muss man zugeben: viele. Aber trotzdem. Ihr wisst, was ich meine. Charly fasste es komplett eingedreckt, aufgrund der schmerzenden Knie am Boden sitzend so zusammen: Immerhin wissen wir jetzt, was hart verdientes Geld ist.
Freitag Abend ging gefühlt das ganze Hostel gemeinsam in den Pub. Wir dachten uns "Hey, wenn sooo viele da sind, können die nicht schon wieder um neun, halb zehn zu machen!!" Der Pub hats nämlich nicht so mitr offen bleiben. Als wir einmal um fünf vor neun dort waren, hatte er schon zu. Juhu. Länger offen war er Freitag dann auch. Bis zehn. Anschließend ging es in den Park. So ein Miniding mit zwei Tischen und vier Bänken. War aber doch ganz lustig. Charly und ich gingen allerdings schon ein wenig früher als die anderen, da es unter anderem schweinekalt war.
Am Samstag wurde es dann noch einmal richtig spannend: Ein Rodeo war angesagt. Vince, der Besitzer hier, hat uns dann auch alle im Bus dort hingefahren. Ich kann sagen: Joa, war ganz interessant. Es wurden kleine Parcourrennen mit Pferden gezeigt, sowie natürlich Rodeo mit Pferden und auf Bullen. Schon interessant das zu sehen, so aus nähster Nähe. Von den Pferden fielen gut drei Leute, die dann erst einmal am Boden liegen blieben. Dort rannten dann aber auch immer gleich die Sannis aufs Feld, woraufhin die Leute recht schnell wieder stehen und gehen konnten. "Spannender" war es hingegen, wenn die menschen vom Bullen fielen, was sie ja alle taten. DIe mussten dann so schnell es geht die Beine in die Hand nehmen und abhauen, da die Bullen das dann doch nicht sooo super fanden, dass sich da wer erdreistet hatte auf ihrem Rücken Platz zu nehmen. Einer jedoch, der abgeschmissen wurde, fiel so doof, dass er gleich liegen blieb. Das zeigt, dass es echt nicht so gut um ihn stand, da man zu 95% zertrampelt wird, wenn man nicht sofort abhaut. Doch dieser Mann schien einen Schutzengel zu haben. In der Sekunde, wo der Bulle seinen Ballast los war, trottete er aus der Arena hinaus. Viel lustiger waren dahingegen die Bullen, die anschließend einfach in der Arena stehenblieben und verpeilt in die Gegend guckten. Die haben mich dann immer sehr an mich selbst erinnert. Sobald dies geschah, kamen die zwei Bullentreiber und versuchten sie aus der Arena zu scheuchen. Als einer der Bullen dann begann, mit den Hufen zu scharren, sorgte dies und die anschließende Flucht des Mannes für allgemeine Heiterkeit. Das wirkliche Higlight des Tages folgte eigentlich erst noch. Moralapostel, sowie Menschen, die mich anschließend wieder nach Hause holen könnten lesen jetzt bitte nicht weiter. Es war nämlich so, dass Evan, ein Ire, sowie Freddi, der Schwede, der aussah wie ein französischer Spanier, sich mal eben splitterfasernackt im Bus auszogen, sich umarmten und anderen Jungs auf den Schoß sprangen. Zurück im Hostel pinkelte Freddi in einen Mülleimer. anschließend verfolgten die Beiden den einzigen Australier hier. Warum? Weil er es war, der am lautesten geschrieen hatte, wie ekelhaft sie doch seien. Selber schuld, also. Ich sollte noch kurz erwähnen, dass es kein schlechter Anblick war, keinesfalls. Aus dem SPaß wurde allerdings am nächsten morgen bitterer Ernst. Die Beiden wurden des Hostels verwiesen, woraufhin Evan und Freddis Reisepartner, Rian, ein sehr impulsiver Ire, ohne zu zahlen das Hostel verließen. Die Beiden werden jetzt polizeilich gesucht, die Deppen. So einen Fall gab es hier nämlich schon mal. Die zwei damals wurden von der Polizei aufgegriffen, als sie zu schnell fuhren, wurden wiedererkannt, nach Childers gebracht, mussten zahlen und wurden anschließend des Landes verwiesen. Das Dumme: Die Beiden schulden nicht mal einen großen Betrag, sie waren einfach nur sauer auf Vince. Was für Idioten, das kann sie jetzt ihren Aufenthalt hier kosten. Freddi ist hiergeblieben und hat alles legal geregelt. Er war allerdings auch der "Vernünftige", der sich einfach den falschen Tag zum Scheiße bauen ausgesucht hatte. Die Härte war übrigens: Vince beschimpfte sie, Pedophile zu sein. Und das, da der Australier erst 16 ist. Sorry, aber bei uns dürfen solche Menschen noch nicht einmal ohne Erlaubnis der Eltern in Hostels wohnen. Hier schon. Komisch. Egal. Hier geht es hoch her. Wir haben unseren Spaß. Bilder folgen, sobald ich wieder mal vor der Library sitze, ich tippe das hier offline und melde mich dann für fünf (teure) Minuten an. So, das solte erstmal reichen, denke ich. Uns geht es gut. Meine gute 50er Sonnencreme ist alle. Nunja. Also ab einkaufen nachher. Liebe Grüße aus dem sonnigen Australien, wo gefühlt jeden Tag besseres Wetter ist, als wir in diesem Sommer in Deutschland hatten. :)

2 Kommentare:

  1. Hallo Große, schön, mal wieder von Dir zu lesen! Aus Deinen Zeilen sprudelt wieder mehr Lebenslust als aus Deinem Avocado- Beitrag.
    Wegen des ollen Vergasers: Der Euch genannte Preis für die Reparatur ist jenseits von Gut und Böse. Schreib mir doch mal, welchen Vergasertypen Ihr braucht. Ich besorge den dann und lasse ihn Euch per Luftpost zukommen.... Hier in der Elektrobucht kann man Mitsubishi-Vergaser für max. 170 € ersteigern. Okay, ist dann für nen Colt und nicht für den L 300, der in Australien wohl Express heißt. Dann hast Du wenigstens mal ne Hausnummer, was so ein Teil gebraucht kosten sollte. Austausch noch einmal max. 200 € und gut is.
    LG von Deinem alten Herrn nebst komplettem Anhang.

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  2. :D Haha geil, der Kommentar über mir überbietet den Beitrag schon fast!
    Naja, eigentlich nicht.
    Denn ich freue mich mal wieder was von dir gelesen zu haben, was ihr so erlebt :)
    A Propos (oder so) "hart verdientes Geld", das mache ich nun auch:
    Tischler-Ausblidung für 2 Jahre... also Kohle scheffeln, was Handwerkliches lernen und einen Tag zur Schule gehen - wollte ich das nicht schon immer so? :D

    Grüüüße aus der schönsten Nachbarstadt Gehrden! :)

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