Montag, 14. November 2011

Dieser Tag ist sowas von einen Blogeintrag wert!!

Meine Güte, was für ein Tag. Der 13/11/11 wird uns wohl immer in Erinnerung bleiben. Er fing schon verwirrt an. Am Vorabend wollten wir nur mal eben in den Pub um die Ecke gehen, wohlwissend, dass wir unseren Wecker auf fünf gestellt hatten, um möglichst früh nach ST. George aufbrechen zu können, wo uns ein Job versprochen war. Also zogen wir uns pubtauglich an, was für einen Backpacker bedeutet: Praktisch, warmhaltend, ohne Flecken. Da saßen wir also und trafen zufällig auf eine Gruppe Australier, von denen wir einen von der Arbeit von der Peachfarm kannten. Die überredeten uns dann dazu, zu einem weiter entfernten Pub zu gehen. Also sprangen wir in ein Taxi und ab ging die Fahrt. Als wir uns umschauten stellten wir fest, dass wir dort waren, wo sich all die Geschäfte und Essensketten befanden. "Wenigstens wissen wir wo wir sind." Da der Pub abseits der Hostels lag, waren dort mehr Locals als Backpacker vertreten. Und der Pub war schon eine Halbe Discothek, jednefalls innen. Australierinnen stylen sich schon für den Pub als gäbe es kein morgen. Ich wusste gar nicht, dass so kurze Kleider existieren. Wir fühlten uns zwar leicht underdressed, machten uns aber trotzdem auf auf die Tanzfläche. In FlipFlops tanzen ist gar nicht mal so einfach. Aber wir hatten Spaß. :) Nach einer halben Stunde wollten die Jungs dann weiter in einen richtigen Club. Charly und ich guckten uns skeptisch an (immernoch Backpackerstyle) doch uns wurde versichert: Ihr seht besser aus als fast all die aufgestylten Australierinnen (was gar nicht mal so falsch war, ganz neutral betrachtet, man sahen die scheiße aus..), ihr kommt da schon rein! Also ab über die Straße und rein in den Club. Über dem eingang hing ein Schild mit der Kleiderordnung: Schick, elegant, keine FlipFlops. Rein kamen wir trotzdem. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so underdressed gefühlt. Allerdings sahen wir eine Menge Kleider, die an uns schon komisch gesessen hatten (wir lieben Kleider anprobieren bei Ally!!!), in noch komischeren Variationen an den Körpern der Mädels. Zwar waren wir underdressed, aber sahen wenigstens nicht so bescheuert aus wie die! :D Ein weiterer Beweis dass Australier spinnen: Eine Gruppe kam in Kostümierung. Es gab Roberta Hood, Alice im Wunderland, Fred Feuerstein und einiges mehr. Wir hatten unseren Spaß. Um eins (vier STunden bis zum Weckerklingeln) machten wir uns dann auf den Heimweg. Zu Fuß. Dazu sei gesagt: Wir kannten den Weg, verfuhren uns aber so ziemlich jedes mal (Klappe, Matze! :D). Dieses Mal fanden wir den Weg auf anhieb. Nicht verlaufen, nicht einmal einen Umweg gelaufen! :) Trotzdem waren wir erst um zehn nach zwei zu Hause, war halt schon ein ganz schön langer Weg. Vor unserer Tür kam dann das erste Hinderniss: Ein betrunkener Franzose, der gut eine halbe Stunde lang nicht verstehen wollte, warum ich nicht mit ihm schlafen wollte. Und der mein leckeres und superreines FraserIsland Wasser ausgetrunken hat. Idiot. Als ich ihn auf französisch ins Bett schickte, verließ er den Raum gerade so weit, dass ich die Tür hinter ihm schließen konnte. Hielt ihn aber nicht davon ab noch eine halbe Stunde vor unserer Tür zu stehen und zu klopfen. Als wir brav im Bett lagen zwängte plötzlich jemand den Kopf zu unserem Fenster herrein und rief "What do u think are u doin??" Wir versuchen zu schlafen. In your face. Idiot. Charly war so müde, die hat das nichtmal mehr mitbekommen. Ich lag wach. 90 Minuten Schlaf. Dedümm. Egal, war ein lustiger Abend und den Schlafentzug wert.
Am nächsten morgen ging es dann pünktlich aus dem Bett aber nicht pünktlich los. Geplante Abfahrtszeit war um 6.30, die tatsächliche um 7.21. Egal. We are on the road again. Ziel: St. George, knapp acht Stunden Autofahrt lagen vor uns. Nach gut zwei Stunden Fahrt roch ich plötzlich Rauch. Ein Buschfeuer? Sehr gefährlich die Dinger. Doch als wir weiter fuhren stellte ich plötzlich fest: Scheiße. Feuer. Echte Flammen. Direkt hinter dem Fahrersitz, bei der Batterie. Scheiße. Das Gehirn schaltete auf Autopilot. Wertsachen aus dem Auto raus. Und ich dachte nur: Die ganze verdammte Zeit fahren hier Menschen lang und jetzt wo wir wen brauchen kommt keiner? Schließlich näherte sich ein Auto. Während Charly es verzweifelt stoppte, tränkte ich ein Handtuch mit Wasser. Der Mann, der recht alt und rund war, verließ das Auto mit einer Gemütlichkeit, die mich ihn fast hätte anschreien lassen. Hallo??? Unser Auto brennt. Also so richtig. Mit Flammen. Und du bewegst dich mit 2 km/h auf uns zu? Nicht dein Ernst. Nachdem er den Schaden betrachtet hatte "Oh, das brennt ja tatsächlich, verdammt!" nahm er sich das Handtuch das ich ihm reichte und erstickte die Flammen. Stellte sich herraus, dass er beim RACQ arbeitet, sowas wie dem ADAC und sich erstmal den Schaden ansah. "Alles heile!" war dann sein Urteil. Wie war es überhaupt soweit gekommen? Wir hatten eine Kiste auf die Abdeckung der BAtterie gestellt, wodurch diese sich abgesenkt und einen Kurzschluss verursacht hat. Dedümm. Die Funken haben dann mal eben die Verkleidung in Brand gesetzt. Im nachhinein war die Aktion mit dem Handtuch das einzig richtige. Wir hatten nichts anderes zum löschen griffbereit, nur lauter synthetikdecken, die wären einfach durchgeschmort. Es hatte nicht viel gefehlt, dann hätte die Matratze Feuer gefangen. Und dann wäre eh alles zu spät gewesen. Da wir auch mitten im Wald waren hätten wir auch noch munter ein Buschfeuer entfacht. Juhu. Ich hoffe, dass der Ernst der Lage jetzt etwas klarer wird und ich mir keine dämlichen Kommentare à la "Wars wieder das Öl? Haha." anhören muss. Es war wirklich verdammt gefährlich. Und definitiv nicht witzig.
Wir fuhren dann also weiter, immer und immer wieder einen Blick nach Hinten werfend. Nach dem Schock kam dann die Müdigkeit, aus Angst einen Unfall zu bauen hielt ich dann in einem Dorf an, von wo aus wir in St. George anriefen und erfuhren, dass sie unsere Jobs mittlerweile an andere vergeben hatten. Da saßen wir also. Mitten im Nirgendwo, nein, das Örtchen zählt nicht wirklich als Zivilisation. Ohne Plan, mit einem Auto, dem wir nicht mehr Vertrauten. Nach South Australia? Wo sollten wir hin? Wir waren ratlos. Dann entschließen wir uns, wieder nach The Channon zu unserer Wwoofingfamilie zu fahren, um dort zu verschnaufen und das Auto von Mechanikern untersuchen zu lassen, denen wir vertrauten. Also wenigstens mehr als denen, bei denen wir schon waren. Also ab Richtung Lismore. Ist ja auch nicht weit weg. Jedenfalls nicht mehr für unsere Verhältnisse. Wir fuhren also. Und fuhren. Und es wurde dunkel. Und wir fuhren immernoch. Immer der Karte nach. Und es fing an zu regnen. Und es fing an zu schütten. Und... ach. Moment. Habe ich erwähnt, dass auf dem Parkplatz das Fahrerseitenfenster endgültig den Geist aufgab? Es war eine Handlänge weit offen und ging nicht wieder zu. Auch so eine Sache die uns den Rest gegeben hat. Also, zurück zum Thema. Es regnete. Es schüttete. Handtücher versuchten das Schlimmste abzuhalten. Jaja, die Handtücher, unsere Begleiter im ewigen Kampf gegen die Elemente. Schließlich fuhren wir vom Highway ab in einen Ort, der Laut Karte knapp 20 Kilometer von Lismore entfernt war. Es war mittlerweile neun Uhr und seit gut zwei Stunden dunkel. Wir suchten den Wegweiser nach Lismore. Wir fanden ihn nicht. Also hielten wir an einem Pub und ich fragte nach dem Weg. Stellte sich raus, dass der Weg, den wir auf der Karte gesehen hatten quer über einen Berg fährt und bei diesem Wetter wirklich nicht benutzt werden sollte. Wir mussten also über einen anderen Ort fahren, dafür aber nicht bis ganz nach Lismore, da The CHannon auf dem Weg lag. Eine Stunde sollte der Spaß dauern. Wir fuhren also weiter. Und fanden die Schilder, die uns genannt worden waren. Man waren wir erleichtert, als wir einen Wegweiser mit "The Channon" fanden! Und das nach nur 40 Minuten! Jea! Also folgten wir dem Wegweiser. Über waldige, verschlungene Sträßchen. Bis nach The Channon. So einfach war es? Keine weiteren Probleme? Pustekuchen! Als wir nämlich nach weiteren zehn KIlometern auf den nächsten Wegweiser stießen, war The Channon nicht mehr ausgeschildert. Waren wir in Regen udn Dunkelheit etwa daran vorbei gefahren? Wir wussten es nicht. Also entschlossen wir uns weitere 15 km nach Lismore zu fahren. "Da kennen wir uns aus, von da finden wir den Weg schon!" Haha. Wir sind so naiv. Da waren wir also in Lismore. Und sahen nicht einen Stein, der uns bekannt vorkam. Kurzerhand stoppten wir bei Mecces, wo mir ein netter junger Mann den Weg bei GoogleMaps ausdruckte. Dqanke dafür. Wenn man nur keinen Plan hat, ob man beim ersten Punkt nach links oder rechts muss, kann man auch mit Karte den Weg nicht finden. So fuhren wir also orientierungslos eine Straße auf und ab. Als wir das zweite mal wendeten sahen wir plötzlich blau. Also Licht. Blaulicht. Und Sirene. Polizeikontrolle. Buuuhja. Und wir immer noch ohne offizielle Papiere. Buuuuhja!. Da mussten wir uns irgendwie rausreden. Und wenn ich eins kann, dann reden. Wärend der eine Polizist Charly bis zehn zählen ließ "Mach mal auf deutsch! One, two.. Das ist nicht deutsch!" Versuchte ich bei dem anderen Polizisten den Spieß umzudrehen. Als er nach den Papieren fragte, bzw zu dieser Frage ansetzte, fragte ich ihn geradeheraus, ob er uns den Weg nach Hause erklären könne, da wir uns hoffnungslos verfahren hätten. *Klimper* *Klimper* Natürlich konnte er das. Nachdem Charly den anderen Polizisten nach erfolgreichem Zählen ebenfalls dazu aufforderte "Und jetzt Sie!" stellte sich heraus, dass er zwar eins und drei, aber nicht zwei auf deutsch sagen konnte. "Seht ihr, ich kann nicht mal bis zwei zählen!" Dann stellten die Beiden das "Bitte folgen!" Schild am Polizeiwagen an und wir fuhren ihnen durch die halbe Stadt hinterher. Wir wurden noch freundlich verabschiedet "Wir fahren dann jetzt mal, wenn was ist... Wir haben ja ihre Nummer!! :)", dann fuhren wir weg. Mit klopfenden Herzen und leichten Schwindelgefühlen. "Scheiße, das ist gerade so noch mal gut gegangen. Was passiert so ein Müll aber auch immer uns?" Schließlich erreichten wir The Channon. Ich erkannte eine kleine Straße wieder, vielleicht wären wir sonst noch länger durch die Gegend gefahren. So erreichten wir unser Etappenziel um kurz nach elf. An einem Sonntag. Dedümm.

Wir sind jetzt wieder in Byron Bay. Wir verkaufen Skyppi. Die Zettel hängen überall, hoffentlich findet sich bald ein Käufer. Er ist ein guter Junge, aber wir vertrauen ihm einfach nicht mehr. Jeder Geruch, jedes Geräusch lässt uns gleich das Schlimmste vermuten. Es geht einfach nicht mehr. Eine Ära geht zu Ende.

3 Kommentare:

  1. Heeeeeeligs Blechle!!!! Da habt ihr ja ordentlich was erlebt! Man bin ich froh, dass ihr noch heile und gesund an euer (Zwischen-)Ziel gekommen seid! Sich von Skippy zu trennen war definitiv die richtige Entscheidung, denk ich :/ Guten Flug nach Perth wünsche ich euch und spannende - aber weniger gefährliche Erlebnisse dort! :)

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  2. Das kommt mir alles so bekannt vor:
    Sept. 1976 (19 J.!) wollte ich nach Wuppertal und kam in Hannover an. Dort hielt ich dann eine Polizeistreife an, die mich freundlicherweise zu Bekannten in die Liebigstraße lotste. Bin ihnen dann bei Nieselregen fast noch hinten draufgefahren.
    Das war vor 15 J. - hat sich also nicht viel verändert.

    Wir wünschen Euch weiterhin "Hals- und Beinbruch" bei Euren zukünftigen Abenteuern.

    Bis denne und liebe Grüße aus dem noch grünen Deister

    von

    Christa und Siggi!

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  3. Was ein Abenteuer, ich beneide Dich ;)

    Grüße!

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