Donnerstag, 26. April 2012

'Cause sometimes a quicky is all you need...

Drei Mal dürft ihr raten, wer sich diesen dämlichen Titel ausgedacht hat...

Mensch, Blogger hat das Design geändert und ich komme nicht drauf klar... Das dürfte echt interessant hier werden! Ich weiß gerade nicht, wie groß die Schrift sonst immer war. Na klasse. Das kann was werden!

Perth - Exmouth - Perth 

Und das in acht Tagen... Da hatten wir uns einiges vorgenommen. Knapp 3500km waren wir mit unserem "Wicky" unterwegs... Ja, wir haben einen Van bei Wicked Travel bestellt. Ja, ich habe immer allen davon abgeraten. Und nun? Sagen wir es so: WIR hatten Gott sei Dank keine Probleme. Aber das war wohl eher das Glück der Narren.


Größere Kartenansicht Also. Zuerst einmal ein Paar Bilder von Wicky:
Sieht groß aus? Müssen ja auch fünf Mädchen drin schlafen!! :D Gut. Auf ging es also. Mein erstes Abenteuer. Als ich mich von den deutschen Mädchen, mit denen ich teilweise monatelang zusammen gelebt hatte, verabschiedete und Richtung Coles ging, wo ich Schlafmütze eingesammelt werden sollte, überfiel mich plötzlich ein Gefühl grenzenloser Einsamkeit. Das war er also: Der erste Moment meines Lebens, in dem ich wirklich "allein" war. Jahrelang hatte ich meine Familie und mein gewohntes Umfeld um mich, hier doch immer noch Charly (ich hoffe übrigens, dass die gut angekommen ist. Sollte ihr Flug nicht schon gelandet sein?) als gewohntes Gesicht. Als dann auch sie ging, hatte ich immernoch Manjimup, was mich in Form der Deutschen Mädchen und der Franzosen bis nach Perth begleitete. Doch dann folgte der saubere Schnitt. Ich war allein. Schon einmal in einem Parkhaus auf seinem Koffer gewartet? Gar nicht mal so übel. Das Gefühl von Einsamkeit hielt aber zu meinem eigenen Überraschen nicht lange an. Als ich Marina, (deren Namen ich in dem Moment natürlich schon längst wieder vergessen hatte) erblickte, freute ich mich unglaublich auf die kommenden Tage. Wir stellten mein Gepäck an der Kasse ab, dann folgte der obligatorische Einkauf. Auf der Strecke Perth - Exmouth, die immerhin rund 1200km beträgt, gibt es genau zwei größere Städte, die ein Einkaufszentrum besaßen. In den anderen Städtchen ( ich weigere mich sie Städte zu nennen!) hätte es nur kleine "Tante Emma" Lädchen mit Wucherpreisen gegeben. Kurz wurde ich auf den neuesten Stand gebracht und gefragt, ob es bei meiner Ernährung etwas spezielles zu berücksichtigen gäbe. "Pilze" war die Antwort. Da wir bereits eine andere Pilzhasserin an Board hatten, stellte das gar kein Problem dar. Wir? Ja, vielleicht sollte ich kurz mal alle vorstellen:
Darf ich vorstellen? Verena, Corinna, Doreen, Marina und ein (etwas) pummeliges Ich. Ich bin so happy, dass wir alle deutsch waren. Vier Leute, ALLE mit einem "r" im Namen?? Ernsthaft? Das hätte was werden können...
 Verena, 19 Jahre. Verliebt. ;) Bleibt insgesamt nur vier Monate in Oz. Sie hat eine Ausbildung beendet und will nach Australien ähhhm, jetzt muss ich lügen. Studieren oder das Abi machen. Ich glaube, das kommt noch drauf an, habe nur vergessen auf was. Gut, dass mein Gedächtnis so ein Sieb ist. Verena besitzt eine Spiegelreflexkamera, der die schönen Bilder zu verdanken sind. Ohne fies sein zu wollen: Die Kamera wird meist für Strandshootings genutzt. Also mit ihr im Bild. Tauuuusende Bil... :P Okey, ich höre auf. Sonst wird es echt fies. ;)

 Corinna, 25 Jahre, unsere erfahrene Mama. Schon seit anderthalb Jahren hier, super viel Erfahrung mit Camping, Feuer machen usw usw. Sie war es, die als erste den Vanmechanismuch kapierte, was uns im Endeffekt leider auch nichts brachte. Danke trotzdem! :D

 Doreen, 19 Jahre. Groß, schlank, findet sich jedoch grundsätzlich zu dick und hat IMMER die Augen zu auf Fotos. :P Sollte meiner Meinung nach endlich mal ohne ihre Zwillingsschwester reisen, ich glaube, das würde ihr gut tun.

 Marina, 19 Jahre,(zweieiige) Zwillingsschwester von Doreen. Einen Kopf kleiner, mit anderer Augenfarbe, frecher, vorlauter, selbstbewusster. Das soll jetzt alles nicht wertend sein, es sind nur schlichte Beobachtungen.

 Somit lag unser Altersdurchschnitt also bei 20,2. Der knappen Zeit geschuldet war es ein recht kompakter Trip, mit viel fahren, seltenen Stopps und verwöhnten Aussagen "Nö, der Strand ist mir zu hässlich, lass weiter fahren." Am Anfang war ich noch leicht unsicher. Sätze wie "Also eigentlich würde ich schon gerne jeden Tag duchen" oder, noch viel schlimmer: "Ich muss jetzt aber auch mal mein Gesicht waschen!" ließen mich ein wenig an meiner Entscheidung zweifeln. Aber Gott sei Dank hielt sich der Tussi-Faktor doch gut im Rahmen. Zwei Duschen in acht Tagen, und das auf zwei aufeinander folgenden Tagen... Aber egal. Ich bin eh die Letzte, die sich beschweren darf. Denn von meiner besten Seite habe ich mich definitiv nicht gezeigt, wenn auch nicht beabsichtigt. Auslöser war wohl mein Verschlafen, wodurch auch mein Führerschein nicht von Wicked kopiert wurde. Deshalb war ich sehr unsicher und wollte nicht wirklich fahren. Der beste Fahrer bin ich ja eh nicht (ich verbitte mir jeglichen Kommentar!) und dann im Falle eines Unfalls nicht einmal offiziell eingetragen sein...? Nein, das Risiko erhöhte nur noch den Druck, weshalb ich "erst einmal" aufs Fahren verzichten wollte. Angeblich sei das ja alles kein Problem gewesen, schuldig habe ich mich schon gefühlt, schließlich mussten die Anderen deswegen mehr fahren. Der nächste Punkt? Ich schnarche. Ich hatte sie ja auch schon vorgewarnt, nur Corinna, die bei unserem ersten Treffen nicht dabei war, wusste noch nichts von ihrem Unglück. In der zweiten Nacht, als wir beide oben schliefen, was bereits unbequem und eng genug ist, schnarchte ich ihr wohl so lange zärtlich ins Ohr, bis sie genervt aufgab und draußen auf einem Tisch schlief. Als ich nachts wach wurde und feststellte, dass sie weg war, hatte ich so ein schlechtes Gewissen, dass auch ich erst einmal nicht wieder einschlafen konnte.
Weiterer Unbeliebtheitsfaktor: Mein Koffer. Das Ding ist mittlerweile SAU schwer. Warum? Ich besitze einfach zu viele Bücher. Bereits am Tag meiner Abreise wurde mir ein schlechtes Gewissen gemacht, sodass ich den mittelmäßig schweren Reiseführer, den ich von Mama bekam, doch noch mitnahm. Jetzt sind noch viel mehr Bücher dazu gekommen, ganz zu schweigen vom schweren Wwoofing-Buch, dem Harvest Guide ( den ich mittlerweile weggeschmissen habe) und der zwei Bücher, die ich zugeschickt bekam, von denen ich mich noch schlechter trennen kann, als von den anderen Büchern. Ehrlich, mein Koffer besteht aus zwei "Hälften", die obere nimmt jedoch 2/3 von Gewicht und Größe ein. Im UNTEREN Teil befinden sich sowohl all meine Kleidung, als auch mein Schlafsack (!!!). Im Oberen ist lediglich Unterwäsche, Schuhe, Bücher und Krimskrams. Ah, und die Handtücher. KEINE AHNUNG, warum das so schwer ist. (Habe jetzt bereits meinen Koffer entmüllt, eine kleine Tüte von knapp 2 Kilos. Trotzdem ist das Ding unhandlich und schwer... :/) Gut. Beim zweimaligen Umräumen des Vans am Tag wurde sich also regelmäßig über meine Tasche beschwert.
 Um dem ganzen dann noch die Krone aufzusetzen, meldete sich an Tag zwei nachts meine Blasenentzündung wieder, von der ich dachte, sie mit viel Wasser und Wärme bereits besiegt zu haben. Pustekuchen. Es ist super leicht, mitten in der Nacht aus dieser Art Hängematte heraus zu klettern, das kann ich euch sagen! Im Verlauf von Tag drei wurde es dann immer schlimmer, sodass ich die Mädchen von meinem Zustand in Kenntnis setzte, die sich bereits wunderten, weshalb ich so oft aufs Klo musste. Zu meinem Glück kamen wir langsamer voran als geplant und um nicht im Dunkeln fahren zu müssen (steng verboten!) hielten wir an einem kostenpflichtigen Caranvanpark. Dort gab es einen Toilettenwagen, mit warmen, sauberen und super gemütlichen Dusch/Toilettenräumen. Dort machte ich es mir bereits gemütlich. Als ich mich jedoch kurz zu den anderen Gesellen wollte hatten die bereits etwas für mich. Die Besitzerin war mit der Frage "Wo ist das kranke Mädchen?" zu uns gekommen und deren Antwort "Auf dem Klo" hatte die Lage perfekt zusammengefasst. Sie gab mir ein Pulver, das ich mir am nächten Tag in der Stadt besorgen sollte. Außerdem gab sie mir eine volle Flasche feinsten Regenwassers, da es nirgens Trinkwasser für uns gab. Man, war die nett. Ich war total fasziniert! Und siehe da: Ich konnte sitzen bleiben. Tatsache. Ich war so unglaublich glücklich, das kann sich ein Mensch, der noch nie eine Blasenentzündung hatte, wohl nicht vorstellen. Auf dem Platz gab es sogar eine Gemeinschaftsküche, die wir dankbar annahmen. Dort gesellten sich dann noch zwei Mädchen zu uns, die wir aufgrund ihres AUssehens für >F>ranzosininnen hielten, sich jedoch als Deutsche herrausstellten, die auch einen Wicked-Campervan gemietet hatten. Hier möchte ich erwähnen: Jeder Wicked-Van hat einen Spruch auf die Rückseite gemalt. Ich schämte mich ja bereits für unser " Were too sexy for this van!" Aber "Honk if your horny" fand ich dann noch schlimmer... Auch über die Nationalität des älteren Mannes am Spülbecken wurde gerätselt. Die Frage war beantwortet, als er uns mit einem "Ich wünsche euch noch einen schönen Abend" verließ. Deutsche überall. Hilfe! Unser normaler Tagesablauf war folgendermaßen: Morgens um sechs, pünktlich zum Sonnenaufgang klingelte der Wecker, der grundsätzlich von mindestens zwei Mädchen nicht gehört wurde. Dann wurden die Betten schnell wieder weggeräumt und im Schlafanzug fuhren wir 1-3 Stunden, bis wir an einem Strand ankamen, der uns gefiel, wo wir dann frühstückten und uns anzogen. Dann fuhren wir weiter, hielten hier und dort, machten Fotos, genossen das Privileg, fast durchgängig das Meer sehen zu können und versuchten gegen fünf einen kostenlosen Rastplatz zu erreichen, um noch im Hellen zu Kochen und möglichst auch zu Essen. Das mit der Helligkeit klappte mal mehr, mal weniger.

Wir aßen übrigens verdammt gut, dafür, dass wir gerade mal eine Pfanne (Gußeisern, sau schwer aber mega toll) und einen Topf ( WINZIG! Für gerade mal zwei Personen ausgelegt!) besaßen.
Es gab Wraps, Nudelgemüsepfanne, Schnitzel mit Brot, Rührei und erst am letzten Tag Spagetti Bolognese. :D

In Monkey Mia sahen wir ganz nah einen Delfin, ein kleines Higlight für sich war Coral Bay. Leider gab es dort nur einen Campingplatz, noch dazu waren Schulferien. Wir bezahlten $96 für eine Nacht. Jepp,. wir sind doof. Aber es war es wert.



Gut. Es folgen ein Paar Fotos. Ich sitze hier schon ewig dran und die Lust zum Tippen verfliegt. Also. Es folgen Impressionen:




























Dienstag, 17. April 2012

On the road.

Jetzt mal alles ganz schnell:
Ich wurde noch abgeholt, habe meinen Affen bei Coles verloren (schnüff!) und bereits einige hundert Kilometer zwischen mich und Perth gebracht. Gleich werden in Geraldton erst einmal Schlafsäcke für die Mädchen besorgt, die heute nach fast erfroren sind... Die SItzbank lies sich irgendwie nicht drehen, wodurch ich mich anbot mit Matratze auf den vorderen Sitzen zu schlafen. zwei weitere unten hinten und die anderen zwei liegen in einer Art harten Hängematte, die von der Decke hängt. Als ich nachts aufs Klo musste, da die anderen nicht schlafen konnten und mich mit ihrem Geschaukel aufweckten, dachten die anderen alle, jemand würd eversuchen uns auszurauben. Und es geht auch schon weiter! Empfang ist selten, wünscht uns Glück.

P.S: Sternenhimmel! OHHH MEIN GOTT! Endlich wieder. Den habe ich vermisst, in Perth ist es ja zu hell. Man sieht einfach die Milchstraße als weißen Streifen am Himmel und mindestens zehn STernschnuppen pro Nacht!!

Montag, 16. April 2012

Wie ich meinen Roadtrip verschlief. Also fast.

Nachdem ich also eine Weile nach passenden Reisebegleitungen gesucht hatte, entschied ich mich in einer komplett spontanen Aktion für vier deutsche Mädchen in meinem Alter. Ja. Ich bin bescheuert. Ich weiß, dass ich mit männlichen Vertretern der menschlichen Rasse reisen wollte, da ich mit denen im Normalfall besser zurecht komme. Ich weiß, dass ich mit drei, höchstens vier Leuten reisen wollte. Ich weiß, dass ich nicht gerne mit Deutschen reisen wollte.
Die Gründe also, für diese etwas gewagte Entscheidung? Sie taten mir Leid. Sie klangen recht verzweifelt, als sie mich anriefen, sodass wir ein Treffen vereinbarten. Ganze 15 Minuten Zeit gaben sie mir, weshalb ich leider ungeduscht aufkreuzen musste. Hups.
Beim Treffen entschied ich mich recht schnell, mit ihnen mit zu reisen. Es sollte nur ein kurzer Trip sein, acht Tage, der wieder in Perth enden sollte. Warum auch nicht. Ich will hier gerade einfach nur weg. Wir verabredeten uns also für den darauf folgenden Tag um acht Uhr an der Zughaltestelle, um zur Wagenvermietung zu fahren. Ich packte meinen Koffer soweit es ging und stellte meinen Wecker auf sieben Uhr. So weit, so gut.

Wir Deutschen wollten an unserem letzten gemeinsamen Abend zusammen ins Casino gehen. Klara und ich waren in der Nacht davor bereits ewig auf geblieben, Klara trinkend mit zwei Iren, ich hingegen schaute mit zusammen mit dem Belgier 111 Seiten süßer Tierbabies an. Ernsthaft. 111. Wir waren genauso schockiert wie ihr. Gegen sechs gingen wir dann ins Bett. Mir ging es am nächsten Tag gut, Klara hatte jedoch am Abend bereits Halsschmerzen, welche nun noch viel schlimmer waren, weshalb sie uns für das Casino absagte. Die doofe Kuh!
Jana, Sima und Klara wollten hier ja gemeinsam in Perth ein Auto kaufen, sie entschieden sich dann jedoch für den 4x4 Wagen von Cyril und Sarah, einem französisch-waliserischen Pärchens, mit dem wir in Manjimup zusammen gelebt hatten. Cyril bot sich an, den Wagen nach Perth zu fahren und sogar noch Allen, Simas Freund mitzubringen. Also kamen die Beiden auch noch mit ins Casino. Oh, und Janas (nicht fester) Freund Lukas, Cyril nannte ihn am Ende des Abends den Klotz am Bein. Erscheint mir treffend.
Die meisten Leute hier kennen mich ja und wissen, dass ich ein Mensch bin, der Umarmungen braucht. Während ich meine komplette Theatertruppe zu Tode knuddeln könnte, kann ich es auf den Tod nicht ab, wenn mich Menschen, die ich noch nicht kenne, berühren. Lukas war so ein Mensch. Dem wurde eindeutig noch nie etwas von "MEIN Tanzbereich, DEIN Tanzbereich" erzählt. Aber hey, in einem Casino ist es natürlich so laut, da MUSS man auf 0.5 cm ran kommen. Ganz klar.
Wir spielten also alle brav an Automaten, Roulette- und Pokertisch. Während wir Mädchen irgendwie nicht recht Glück haben wollten und ich mit +- null noch ganz gut dastand, hatte Allen erst Glück beim Blackjack, beherzigte dann aber den Spruch "Man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist" nicht. Cyril verschand Richtung Pokerbereich, an dem man vorbei musste, wenn man zu der Raucherterasse wollte. Allen prägte uns ein, ihn ja nicht anzusehen, wenn wir ihn passierten, da das seine Konzentration schwächen würde- Es hat funktioniert. Wir schafften es schweren Herzens und mit großen Mühen nicht in seine Richtung zu gucken. Das Ergebnis? Stolz zeigte er uns seinen $500 Jeton. $100 Einsatz, $400 Gewinn. Oh, und Lukas hatte auch ganz viel Glück beim Roulette. Er hat uns auch jedes mal ganz genau erzählt, was er gerade gewonnen hatte. Fein, Lukas. Gut gemacht. Cyril mag es nicht, wenn er auf Französisch angesprochen wird, schließlich sei er hier, um englisch zu lernen. Ich hatte ihm auch versprochen, englisch mit ihm zu reden. Aber einmal musste ich es dann doch brechen: Als wir vor den Taxis standen und feststellten, dass es keine Maxi-Taxis gab. "Ich sag' doch, wir hätten ihn da lassen sollen!" Da musste er sehr grinsen und nickte. Wir nahmen dann jeweils zu dritt ein Taxi, zahlten $15, Lukas hatte keine. Nur $50 und $100 Dollarnoten. Ich bin stolz auf dich, Lukas. Wir durften jetzt dein Taxi zahlen.
Im Hostel angekommen war es dann halb drei. Um sieben sollte mein Wecker klingeln. Und dann gibg mein Laptop nicht. Google Chrome konnte nicht gefunden werden und musste neu installiert werden. Also öffnete ich den Internet Explorer zum ersten Mal, seit ich Chrome herunter geladen hatte. s ging auch nicht. Juhu. Die Anderen saßen auch noch draußen und tranken noch einen Schlummertrunk, als plötzlich eine Frau nach draußen kam. Jana sagte schnell "Ey, leise, da ist wer raus gekommen!" worauf wir nur hörten: " ach, hier wird deutsch gesprochen, das ist aber schön!". Stellte sich raus, dass Miriam, eine Backpackerin besuch von ihren Eltern bekommen hatte und Karin (JA! "Darf ich Mama zu dir sagen?") nicht schlafen konnte. DIe war total aufgekratzt und trank erstmal ihre erste Tasse Goon. Und ihre zweite. Und dritte. Ich war beeindruckt. Karin verhällt sich genau so, wie sich Mama verhalten würde, denke ich. So als Tochter mag sie einem vielleicht peinlich aufgrund ihrer Unbeholfenheit/Unerfahrenheit wirken, aber trotzdem ist es einfach nur süß mit anzusehen. Zu sehen, wie sie hier geherzt wird, lässt mich vor Neid grün werden. So richtig.

Nunja. Ich war also um fünf im Bett.

Und um 7.59 wurde ich wach. Keine Ahnung warum. Keine Ahnung, wie ich es geschafft hatte, den Wecker auszustellen, ohne wach zu werden. Das ist mir noch nie passiert. Aber Glück im Unglück, schließlich war ich genau dann wach, als ich am Bahnhof hätte sein sollen. Verzweifelt suchte ich die Nummer in meinem Handy raus (ich habe tauuusend neue Nummern aufgrund der vielen Anfragen) und entschuldigte mich tausend Mal. SO machten sich die vier anderen darauf, alleine den Wagen abzuholen.

Und hier sitze ich jetzt und hoffe, dass sie mich noch holen. :( Ich Dödel. Und ein Dank an meinen Bruder, den ich gestern panisch angeschrieben hatte. Skype ging nämlich noch. Danke, für die schnelle Antwort... :/

Ein Kapitel geht zu Ende, ein anderes schließt sich auf. Wünscht mir Glück. Ich kann es gebrauchen!

Dienstag, 10. April 2012

Allein in Perth. Also fast.

Für die Pappnasen, die all ihre Informationen aus diesem Blog ziehen folgt nun die Blitznachricht: Charly hat bereits vor einem guten Monat das Hostel verlassen. Im Gegensatz zu mir bekam sie keinen guten neuen Job und wollte Manjimup verlassen, während ich mich dort noch sehr wohl fühlte und außerdem einen super Job hatte.



Gut. Nach 125 Tagen Lagerleben habe ich mich also endlich aufgerafft. Adieu Manjimup, der einzige (oder einzigste, extra für Arik! Ja, ich verfolge deinen Blog.) Ort in Australien, den ich guten Gewissens "zu Hause" nennen kann.

Da ich (wir...) an einem Sonntag in Manjimup ankamen, miete jedoch immer am Donnerstag fällig war, beschloss ich aus Einfachheitshalber an einem Sonntag abzureisen, um keine einzelnen Tage zahlen zu müssen. Eigentlich wollte ich bereits am 1. April abreisen, doch aus verschiedenen Gründen habe ich mich dagegen Entschieden. Irgendwie kam es mir komisch vor mit Hadi, dem französischen Algerier (algerischen Franzosen? eher das!), zusammen abzureisen. "What happens in Vegas, äh, Manjimup, stays in Manjimup!" Irgendwie brauchte ich für mich auch mehr als drei Tage um mich von diesem Ort loszueisen. (Nicht wundern, shift spinnt!) Ein weiterer Grund: Ich hatte bereits die 20 Dollar für die Party am nächsten Samstag bezahlt. Und außerdem aus Reflex am Donnerstag die Miete bezahlt. Aber am meisten war es die Angst. Ich wollte das Unvermeidliche einfach möglichst lange hinauszögern: Das alleine Sein. Mein ganzes Leben lang war ich von Freunden und/ oder Bekannten umgeben, in den letzten Monaten hatte ich immer noch Charly an meiner Seite. Doch die ist jetzt auch tausende Kilometer von mir entfernt.

Im Hostel hatten alle nur aufmunternde Worte für mich à la: "Alleine ist es eh viel besser!" "Du bist frei, musst dich mit niemandem einigen!" "Man lernt doch eh immer neue Leute kennen!" "Ich habe es auch geschafft!"
Ich konnte jedoch alle ziemlich leicht mit einem Argument verstummen lassen. "Leute, ich bin 19." Darauf hörte ich dann nur noch: "Oh man, also ich in deinem Alter..." "Ich war da noch gar nicht reif für sowas!" "Da hab' ich noch Windeln gebraucht!" "In deinem Alter tri-lingual und ich kann gerade mal englisch. Und selbst das kannst du besser als ich!" "Wäre ich du, ich wäre verdammt stolz auf das, was du schon geschafft hast in deinem Alter." Was mir allerdings auch wieder Mut machte. Ich schaff' das schon. Irgendwie.

Ich musste nicht weinen, als ich Manjimup verließ. Mir wurden viele liebe Worte mit auf den Weg gegeben, von manchen mehr dahergesagt (man verabschiedet sich einfach von zu vielen Menschen hier in Australien) von anderen mit einer Eindringlichkeit vorgebracht, die mich Schlucken ließ.

Und so kam es, dass ich meinen Bus/Zug für Sonntag, den 8.4. buchte, sowie im Internet ein Hostelzimmer reservierte, das ich im Voraus bezahlen musste. Die haben hier einfach zu viel Angst, dass die Gäste sonst nicht aufkreuzen. An diesem Tag wollten auch zwei Franzosen abreisen, sowie Jana, die fünfte, bzw. nach Charlys Abreise vierte Deutsche, da sie mit einem der Beiden liiert ist(was für ein schönes, wenn auch zu starkes Wort). Klara und Sima wollten am Montag folgen. So saß ich also am Sonntag morgens im Bus und versuchte meinen Kater zu ignorieren. Mein zweiter in vier Monaten. Also eine recht gute Billanz. Die Party am Samstag, bei der für Boxen und Nebelscheinwerfer, sowie Alkohol gesorgt worden war, verlief für mich nicht ganz wie geplant. Ich kann mir nicht erklären, wie es dazu kam, aber dank meiner Freundlichen Mitbewohner (neiiiin, gaaaar keine Ironie!!!) gibt es genügend Beweisbilder.

So kamen wir also zu viert in Perth an, die drei anderen mit Sack und Pack auf ihrem Rücken, ich mit meinem Koffer, Umhängetasche und meinem Kopfkissen-Affen. Also einem Affen, den man zum Kopfkissen aufklappen kann. Mein Pillowpet. <3 Und hier kommt etwas, was Charly diebisch freuen wird: Als die drei Anderen zielstrebig auf die große, gewundene Treppe zusteuerten, blieb ich stehen und meinte "Seriously?" Sie hatten bereits die halbe Treppe hinter sich, als sie sich zu mir umdrehten und mit den Augen rollten. Christoff kam zurück und wollte mir helfen, mutig drückte ich ihm nur meinen unhandlichen Affen in die Hand und wuchtete die locker 40 kg drei Stufen hoch, ehe mich der Mut verließ. Also gab ich mich geschlagen, sah eine breit grinsende Charly vor mir und ergab mich meinem Schicksal: Ich ließ mir beim Koffertragen helfen. Was für eine düstere Stunde.

Als wir den Bahnhof verließen, stand dort Hadi, um uns abzuholen. Küsschen rechts, Küsschen links, was mich kurz um Fassung ringen ließ. Es stellte sich heraus, dass Matthieu ihm alles vom letzten Abend erzählt hatte, obwohl ich ihn ausdrücklich gebeten hatte, es nicht zu tun. Ich wollte es selbst tun, doch nun war der Schaden anscheinend angerichtet. Doch das erste, was er zu mir sagte, als wir uns etwas zurückfallen ließen, zeigte, dass er die "Nachrichten" nicht allzu schwer zu nehmen schien: "Ich dachte, du würdest den häßlichen Affen in Manjimup lassen." Niemals. Ich liebe ihn. Ganz abgesehen davon, dass ich seinetwegen keine ekligen Hostelkissen benutzen muss.

Das Hostel in dem wir sind liegt recht zentral, direkt zwischen Dominos und Coles, für diejenigen, die sich hier auskennen. Allerdings riecht es in der Eingangshalle recht muffig, und der deutsche Besitzer macht uns alle Ehre, indem er jeden Tag mit Socken in den Sandalen herumläuft. Die Sanitäranlagen würde ich als "zwecksmäßig und recht sauber" beschreiben. Dass die Duschen jedoch nur mit einem Duschvorhang von dem Toilettenraum getrennt sind und man keine Ablage hat ist doch recht unpraktisch, vorallem wenn man wie ich eine "ich will nichts berühren" Einstellung hat. Beim Einchecken wurde mir erst einmal mitgeteilt, dass bei meiner Buchung ein Fehler aufgetreten war, was mir alle meine Gesichtszüge entgleiten lies. Das sah die Rezeptionistin und beruhigte mich: Statt eines 6er Doorms war ich nun in einem 3-er. Gut. Als ich den Raum betrat, begrüßten mich ein Stockbett links und ein Einzelbett rechts, sowie vier Wände, die die Betten doch recht knapp umrissen. Die beiden Unteren Betten waren natürlich shcon vergeben, das Stockbett so hoch, wie noch keines, das ich je gesehen hatte. Der linke Mitbewohner hatte alle seine Taschen ans Bett geketten, was mich doch sehr an der Sicherheit des Hostels zweifeln lies.

Kurz darauf zogen wir fünf ab zu Hungry Jacks. Also BurgerKing. Heißt hier nur anders, da Burger King Hungry Jacks aufgekauft hat, die Australier aber den Namen Hungry Jacky mehr akzeptiert haben. Als wir endlich dort ankamen fiel mir ein, dass wir einen McDonalds eine Straße von unserem Hostel entfernt haben. Ich erfuhr, dass das Toffs Schuld sei, da er unbedingt zu Hungry Jacks wollte. Anschließend machten wir uns auf die Suche nach einem Bottleshop. Die ersten beiden waren geschlossen, weshalb wir uns entschließen zum größeren, jedoch auch weiter entfernteren zu Laufen. Als wir nach gefühlten Ewigkeiten dort ankamen, (wir waren alle müde von der Reise), stellten wir fest, dass auch dieser Laden geschlossen hatte. Ostersonntag. Juhu. Also machten wir uns auf den Rückweg, hielten jedoch in einer Bar, da wir die Pooltische von draußen sahen. Nachdem wir nach den Bierpreisen gefragt hatten, beschlossen wir zu bleiben. Es wurden drei Jugs bestellt (je 1700ml), außerdem wurden wir darauf hingewiesen, dass die Kugeln noch auf dem Tisch lagen und wir gerne das erste Spiel umsonst spielen könnten. Das ließen wir uns natürlich nicht zwei Mal sagen. Oh, wie gut sich doch ein guter Pooltisch anfühlt! Zärtlich streichelte ich über die glatte, löcherlose, unglaublich weiche Oberfläche, nahezu demütig nahm ich den Queue in die Hand. Es war ein überwältigendes Gefühl, auf einem guten Tisch zu spielen, nachdem man vier Monate auf einem Semi-guten Tisch gespielt hatte. Das klingt vielleicht alles echt kitschig für euch, ich war jedoch komplett euphorisch. Irgendwann stand plötzlich ein Aborigine neben uns und fragte betrunken nach einem "Bier to go", was Australien jedoch nicht legal ist. Als ihn die Bardame darauf hingewiesen hatte, fragte er uns nach Zigaretten. Hadi war so nett, ihm etwas Tabak, einen Filter und ein Paper zu geben, da er dachte, dass er dann ginge. Pustekuchen. Er bedankte sich bestimmt tausend Mal und präsentierte uns seine Französischkünste, die mich ehrlich gesagt überraschten. Nach fünf Minuten geleiteten ihn die Türsteher dann hinaus, woraufhin der Manager persönlich zu unserem Tisch kam und sich entschuldigte. Wir hätten mal ein extra Bier verlangen sollen... Nachdem wir wieder im Hostel angelangt waren erfreute ich mich noch etwas länger am kostenlosen Internet. Ich saß in einer Runde voller Franzosen, als mein Blick auf einen von ihnen fiel, der mich anstarrte. Ich runzelte die Stirn, dann riss ich die Augen auf. Auch er ignorierte nun die Gespräche und rief: "Ja, du kommst mir auch bekannt vor! Lass uns nachdenken, wo warst du schon überall?" Doch ich schaute ihn nur an und wusste, woher ich ihn kannte: Wir hatten damals, vor fast acht Monaten ein Zimmer in Byron Bay geteilt. Er erinnerte sich sogar an Skippy. Australien ist kein Kontinent, sondern ein Dorf! Gegen 12 ging ich dann ins Bett. Meine Mitbewohner waren irgendwie komisch. Ich kann nicht erklären warum, doch ich fühlte mich kein bisschen wohl. Abgesehen vom Internet und dem Billiardtisch fand ich alles doof. Ich wollte zurück nach Manjimup. "Heimweh."

Am nächsten morgen sah die Welt irgendwie anders aus. Freundlicher. Ich zog mich an, verschloss meine Sachen und machte mich auf ins Stadtzentrum. Alleine. Das einzige Mal, dass ich das getan hatte, war, als ich mich aus dem Hostel gestohlen hatte, während Charly schlief, um ihr Geschenk zu besorgen. Mein erstes Ziel auf meiner Liste war Coles. Dort stellte ich schockiert fest, dass sie mein Wallnuss-Rosinen-Brot nicht im Angebot führen. Ich war enttäuscht, fand aber daraufhin meinen Dip, den es in Manjimup im Coles nicht gab. So verließ ich den Laden also mit Dip, Baguette und einer Flasche Wasser, sowie $30 Handyguthaben. Als ich mich vor das Museum setzte, merkte ich es ganz deutlich. Etwas fehlt. Jemand. Charly. Alles was ich sah, erinnerte mich an sie. Der Weg zu Coles. Die Ampel. Das Gebäude von Intunes. Die Bäume. Die Statue. Der Koffeshop, in dem wir uns bewerben wollten, das Glockenspiel. Das alles innerhalb von zwei Straßen. Und dann wollte mein Handy das Guthaben nicht akzeptieren. Als es dann endlich doch klappte atmete ich tief durch und machte mich auf den Weg. Von da an sollte alles besser werden. Die Ampel, die ich überqueren wollte sprang direkt vor mir auf rot, wodurch ich durch Zufall in die richtige Richtung gelenkt wurde, ich wäre falsch gelaufen. Als ich bei Myers ankam, (was mich auch an Charly erinnerte, eigentlich erinnerte mich die ganze Stadt an sie!) stellte ich fest, dass es erst in 40 Minuten öffnete. Verflucht seid ihr, ihr Osteröffnungszeiten!Also trugen mich meien Füße in einen Schuhladen. Dazu muss gesagt sein: Mein einziges Paar Schuhe, das noch lebte, waren meine Arbeitsschuhe. Ich hatte bereits zwei Paar FlipFlops zerstört, zwei Paar Halbschuhe, sowie meine Ballerinas, von denen sich die Sohle löste. Also machte ich mich auf die suche nach schlichten schwarzen Ballerinas. Der Laden war voller Synthetikschuhe. Sie waren überall. Sie waren unbequem. Sie waren zu groß. Sie waren zu klein. Plötzlich stieß ich auf ein Paar Ballerinas, das schlichter nicht sein konnte. Schwar, mit einer einfachen Schleife. Eigentlich zu langweilig, doch es war ein Lederschuh. Ein echter 100%iger Lederschuh. Fassungslos sah ich ihn an, das letzte Paar seiner Art, meine Größe, von $90 auf $60 reduziert. Eigentlich viel zu teuer für meinen geschmack, doch ich musste an Mama denken, dir mir immer predigte, keine Synthetikschuhe zu kaufen. Also nahm ich sie. Ich hoffe, Mama ist stolz auf mich.

Ich hatte noch zehn Minuten bis Myers (so eine Art Galeria Kaufhof) öffnete, weshalb ich mich davor auf eine Bank saß. Plötzlich hörte ich jemanden meinen Namen rufen, was mich komplett überraschte. So etwas passiert nämlich nicht oft, wenn man Alexa heißt. Und tatsächlich: Ich war gemeint. Es war ein Niederländer aus meinem alten Workinghostel, mit dem ich innerhalb der zehn Minuten unsere Erfahrungen austauschte. Im Laden dann fragte ich nach einem Adapter, woraufhin mir sofort zwei Modelle gezeigt wurden. Endlich. In ganz Manjimup konnte man nämlich keinen auftreiben, stellt euch das einmal vor. Ich entschied mich für das günstigere Modell, da es handlicher war und weniger Platz an einer Steckerleiste wegnahm. An der Kasse teilte mir der Verkäufer dann überrascht mit, dass er sogar reduziert war. Genau in der gleichen Sekunde sagten wir dann: "Heute ist dein/ mein Glückstag!", woraufhin wir beide grinsen mussten. "Ja, hoffentlich stimmt das", dachte ich auf dem Weg zurück ins Hostel.

Dort wurde mir mitgeteilt, dass ich umziehen müsste, in ein Achterzimmer. Hörte sich an wie schlechte Nachrichten, erwies sich jedoch als das Gegenteil. Der Raum ist groß, außerdem sind wir nur vier Leute. Das heißt, dass ich unten schlafen kann. Herrlich. Dort fühlte ich mich gleich viel wohler.

Später am Tag fuhren wir zusammen zum Strand. Da war es: Das Meer. In dem Moment wurde mir erst bewusst, wie sehr ich es vermisst hatte. Der Geruch nach Meer ist auf der Ganzen Welt der gleiche. SO stand ich also da, schloss die Augen und stellte mir vor, neben Mama und Uwe am Strand von Borkum zu stehen.

Als wir ins Hostel zurückkehrten waren Klara und Sima schon da. Und es fühlt sich verdammt komisch an, diese Leute außerhalb von Manjimup zu sehen. Als hätte man sie ausgeschnitten und wo anders wieder eingeklebt. Klingt komisch, ist aber so.

Gut. Ich blicke also recht positiv in die Zukunft. Ich habe zwar keinen Plan, was ich machen möchte, doch ich setze mich jetzt erstmal hin und schaue mir Studiengänge an. Muss ich mich schließlich auch endlich mal drum kümmern. Wenn ihr das alles durchgelesen habt, zusammen mit den anderen Einträgen, dann habt ihr echt Durchhaltevermögen bewiesen. Herzlichen Glückwunsch!


Perth ist schön. Nur noch mal so nebenbei erwähnt.

Montag, 9. April 2012

Wie ich mich in vier Monaten Workinghostelleben verändert habe. Ein Résumé.

(Ja, drei Einträge an einem Tag. Muss ja schließlich viel aufholen!)


Wertsachen wie Laptop, Geld, Reisepass und Handy liegen offen im (nicht abschließbaren) Zimmer herum, doch der Essensbeutel ist mit einem Schloss gesichert.

Ich kann mittlerweile für wenige Sekunden barfuß in meinem Zimmer/ im Badezimmer stehen.

Ich spreche wenige Worte und Kurzsätze Mandarin. ( Mein Plan war Mandarin lernen. Hat nicht ganz geklappt.)

Ich kann Billiard spielen.

Ich benutze Gewürze und biete sie jedem an den ich mag.

Ich esse kaum noch 2-Minuten-Nudeln, außer wenn ich verschlafe (einmal) oder Wok-Gerichte mit Nudeln anstatt Reis mache.

Mein Rücken hat sich aufgrund meiner durchgelegenen Matratze dem Lattenrost angepasst.

Ich finde endlich im Dunkeln mein Geschirr.

Ich werde erst nach 45 Minuten „auf den Bus Wartens“ ungeduldig.

Ich trinke Bier. Selten. Und nicht so gerne wie andere Dinge. Aber es ist ein Fortschritt.

Ich wasche buntes und weißes Zusammen, macht eh keinen Unterschied hier.

Etwas, was sehr traurig ist: Ich habe mich an Raucher und den Geruch von Zigaretten gewöhnt.

Ich kann bei jeder erdenklichen Wassertemperatur ohne zu Klagen duschen. Außer brennend heiß.

Ich habe kein Problem mehr bei Uhrzeiten mit einer fünf am Anfang aufzustehen. Allerdings wird es ab 4:59 kritisch. Die vier ist echt schmerzhaft.

Ich kaufe kein Wasser mehr, nur noch, um ein Mal die Woche eine neue Flasche zu haben. Man trinkt hier Regenwasser. Schmeckt noch dazu tausend mal besser als anderes.

Ich epiliere mir in der Öffentlichkeit meine Beine.

Für Essen, das den Küchentresen direkt berührt hat gilt nun die drei Sekunden Regel, anstatt direkt in den Müll zu wandern.

Ich schreie Rex nicht mehr an, wenn er im Müll wühlt.

Mit der Spinne an Kopfende meines Bettes habe ich aus Ermangelung eines Staubsaugers eine lockere Freundschaft etabliert. Man duldet sich gegenseitig.

Man glaubt es kaum, aber es ist wahr: Kakerlaken lassen mich von nun an kalt. Vorbei sind die Zeiten des Rumgeschreies, Murphys Verwandte lassen mich nicht einmal mehr mit der Wimper zucken. Das mag nun so klingen, als wäre hier alles voller Kakerlaken. Ist es nicht. Ich habe in vier Monaten fünf gesehen. Das ist so ziemlich nichts.

Redbacks und gefährliche Killermaschinen? Wenn man am Tag 20 im Weinberg trifft verliert man leicht die Angst vor den Dingern.

Mit Maskara wird gegeizt.

Ich spreche so gut französisch wie noch nie. Herr mit meiner mündlichen Prüfung!

Egal welches Wetter, der Sommerschal und das langärmelige Shirt beim Arbeiten werden nicht ausgezogen.

Ich bin blond.

Arbeit in Manjimup I

Unsere Zeit bei Jason. Achtung. Langer Fließtext. Muahaha.
Ein Hoch auf die automatische Speicherung von Word!! :)
Arbeit: Wir kamen hier an einem Sonntag an, am Montag ging es dann auch gleich ans Werk. Was genau unsere Arbeit werden würde konnte uns niemand so richtig sagen, nur, dass es auf jeden Fall stündlich bezahlt wird, das war klar. So machten wir uns also am Montagmorgen um zehn nach sechs aus dem Haus, mit Hut, Sonnencreme, Wasser und Lunch im Gepäck. Wir trugen beide unser gelbes Langarmshirt (zwei für $5), ich trug dazu meine Arbeitshose und meine fetten Arbeitsschuhe, Charly griff zu langem Top unter dem Shirt, Leggins und ihren Pferdeschuhen, unser gewohntes Arbeitsoutfit also. Als wir jedoch zum Bus kamen starrte Naomi Charly doch etwas irritiert an, woraufhin Charly natürlich fragte, was denn los sei. „Nichts, ich habe nur noch nie jemanden SO zur Arbeit gehen sehen. Sag mal, ist das da ein Rock? Und hast du keine anderen Schuhe?“ Während ich mir ins Fäustchen grinste (ich sag euch, die Sonnenbrille auf dem K¬opf hat sie aufgetakelt aussehen lassen, daran lags!) verlor Charly sichtlich die Fassung. „Ähm, das ist ein Top, das ich unter meinem Shirt trage, für den Fall dass es heiß wird. Und meine Schuhe sind verdammt noch mal wasserfest!“ Naomi entschuldigte sich dann auch gleich, Charly war jedoch noch für den Rest der Fahrt sichtlich aufgebracht.
Dann kamen wir also auf dieser Farm an. Dort waren dann ein älterer Mann um die 60 und ein jüngerer, der 38 ist. Sie stellten sich als Steven und Jason (Deruuloooo) vor, drückten uns jeweils einen Tragegurt und einen Eimer in die Hand und zeigten uns wie man Kirschen pflückt. (Musste den Satz gerade komplett überarbeiten, zuerst stand da "jeweils einen Harnish und einen Bucket in die Hand und zeigten uns wie man Cherries pickt."
Wenn man immer auf englisch über seine Arbeit redet werden das irgendwie standartisierte Begriffe.) Nach gut zwei Minuten meinte der ältere, der sich später noch als das größte Arschloch der Welt rausstelle: "Beeilt euch besser, sonst verdient ihr nichts." Charly und ich guckten uns mit einem Blick an der soviel wie "Wie bitte? Wir werden nach Bucket bezahlt? Klasse!" ausdrückte. Nachdem uns versichert wurde stündliche Arbeit zu verrichten auf einmal sowas? Genial. Die Laune sank. (Haha, jetzt musste ich an Gesa denken. Sie sank in der Badewanne... :)) Allerdings stieg sie auch wieder, als uns nach einer halben Stunde gesagt wurde, dass wir bereits so viel Geld hatten wie stündlich nach 45 Minuten. Wir arbeiteten schnell und waren "over wages!" Wir pickten unsere Kirschen in unseren Bucket, welche dann in einen Tub gefüllt werden müssen. Drei Buckets füllen einen Tub, da wir gemeinsam picken (haben ja eh ein gemeinsames Konto) brauchen wir zwei Tubs pro Stunde um auf $18.30 die Stunde zu kommen. Ein Tub sind 10 Kilo, pro Kilo bekommen wir $1.83. Klingt logisch und leicht zu machen. Ich sage euch, alles steht und fällt mit den Bäumen. Während es am Anfang echt gut ging und wir zwischenzeitig bei einem Stundenlohn von $27 waren, kamen bald höhere Bäume mit weniger Früchten, in die wir mühsam hineinklettern mussten (ja, mit Leitern. Damals noch die kleinen Trittleitern, und die haben wir schon gehasst!), teilweise nur um 1-3 Kirschen noch zu holen. Zu viel Arbeit für zu wenig Gewinn, sage ich euch.
Dann sind da noch die Bäume, an denen kaum gute Früchte sind, sondern nur verrottete oder welche mit Löchern. Auch etwas was vom Baum muss, du aber kein Geld für bekommst. Ende vom Lied? An dem Tag fielen wir sogar noch unter den regulären Stundenlohn, bekamen ihn aber trotzdem, da die Farmer recht kulant sind und nicht unter dem regulären Lohn zahlen wollen. Ein Paar Wochen später pickten wir noch einmal Cherries auf Contract. 8,5 Stunden lang. $250. Für jeden. Alles steht und fällt mit den Bäumen!! ;)
So. Ich habe ja schon erwähnt, dass Steven ein Arsch ist. Warum? Weil er ein rassistischer, niveauloser alter Ozzie ist. Er reißt die ganze Zeit dämliche Sprüche à la "Deutsche haben keinen Humor" (hallo, deine Witze sind nicht lustig!) "Willst du dich auf meinen Schoß setzen?" und schlimmeres. Seine Frau ist in den Frühstückspausen auch immer da und die findet ihn anscheinend super lustig. Wenn mein Mann so reden würde, würde ich mich in Grund und Boden schämen... Idiot. Ich mag ihn nicht. Weiß er auch. Er geht mir aus dem Weg. Hoffentlich werde ich nicht eines Tages deshalb gefeuert.
Sein Sohn reißt auch Sprüche, auch recht niveaulos und unter der Gürtellinie, aber irgendwie doch noch anders. Mit Jason kann man rumblödeln, ohne sich am Ende verletzt oder persönlich angegriffen zu fühlen. Er und die Tatsache, dass der alte im Schuppen arbeitet und wir da nie sind machen die Arbeit eigentlich zu einer recht angenehmen Sache. Nach zwei Tagen kamen dann noch Joan, die Irin und May, eine Taiwanesin zu uns, eine Woche darauf waren wir dann zu sechst, unser Team vervollständigte sich mit Greta (Schwedin) und Emily (Taiwanesin). Zwischendurch hatten wir noch eine andere Irin da, die wurde aber nach zwei oder drei Tagen wieder rausgeschmissen, da sie andauernd mit dem Hund spielte (ganz große Todsünde! Spiele niemals mit dem Hund bei der Arbeit. Aber versteht sich doch irgendwie auch von selbst, oder?) und die Bäume mehr betrachtete als zu arbeiten. Zurecht rausgeschmissen, wie wir alle sagten. Allerdings auch ein kleiner Verlust, da sie dem Idioten in der Pause ganz gut Paroli bieten konnte. Schön wars... Nunja. Im Laufe der Wochen entwickelten wir uns zu einem echt starken Team. Wir pflückten Nektarinen, Aprikosen, Kirschen und wurden in die


hohe Kunst des Applethinnings eingeweiht. Dabei muss man Äpfel vom Baum nehmen, damit die anderen Platz haben zu Wachsen. Gut 90% der Ernte wird dabei auf den Boden geschmissen. Unglaublich. Der Boden ist am Ende immer komplett mit Äpfeln bedeckt, darauf zu laufen ist in ungefähr so einfach wie auf einer Eisschicht. Aber lustig sieht‘s aus! Das Problem beim Thinnen ist allerdings, dass man aufpassen muss, den Stiel nicht mit abzureißen. Wenn das passiert, fallen die vier anderen Äpfel, die da noch mit dranhingen, nämlich auch mit ab. An unserem ersten Tag waren wir Sechs kurz vorm Heulen zumute, was sich dann schnell in hysterisches Lachen veränderte. Wir rissen einen Apfel nach dem anderen vom Baum, sodass er am Ende nahezu kahl war. "Da hättet ihr aber mehr dran
lassen können, da ist genug Platz!" Ach ne! Wissen wir ja nicht selber. Selbst jetzt, nach gut sieben Wochen auf der Farm (ja, wir sind da immernoch, er scheint mit uns zufrieden zu sein...) sagt er noch öfters: "Leute, zu viele Stiele am Boden!" Junge, das machen wir nicht mit Absicht!
Wie sieht also so ein typischer Arbeitstag für uns aus? Mein Wecker klingelt das erste Mal um viertel nach fünf, zwischen viertel vor und voll fünf quäle ich mich dann aus dem Bettchen, wecke Charly (ihr Handy mag nicht mehr), ziehe mich an und putze mir irgendwo wo gerade was frei ist die Zähne. Das kann sich aber auch auf später verschieben. Wenn nämlich gar nichts frei ist. Dann wird etwas Toast in den Toaster gehauen (neuerdings gönnen wir uns auch ab und zu Pumpernickel, oh mein Gott ist das toll! $2,50 für acht winzige Scheiben ist sogar voll gut.) und teilweise gefrühstückt, teilweise geschmiert und in die Lunchbox getan. Nun gibt es wieder zwei Möglichkeiten. Habe ich am Vortag gekocht und es ist noch etwas da, dann kommt das in die Lunchbox und kein Toast. Wenn es keine Leftovers gibt wird noch ein Paket 2-Minuten-Nudeln in die Tasche geschmissen. Kurzer Check: Mütze da? Essen da? Handschuhe da? (Ich hatte mal zwei komische Wochen, da habe ich ständig meine Handschuhe vergessen. Fand Jason nach dem fünften Mal auch echt nicht mehr witzig.) Schuhe an, Wasserflasche noch schnell am Regenwassertank aufgefüllt , ab zum Bus und hoffen dass ich nicht wieder die letzte bin. War ich sogar schon seit zwei Wochen nicht mehr. Davor aber umso öfter. Ab geht die zehn Minuten Fahrt, die mal mit Schlafen, mal mit Lesen, mal mit Aufwachen, mal mit Eincremen genutzt wird. Man, unsere Tage laufen immer anders ab. Ich schreibe jetzt einfach Alternativversionen in Klammern. (So nämlich. Man, bin ich cool. In den Bus passen nämlich 13 Leute, exklusive Fahrer. Im Regelfall sitzen um die acht Leute morgens mit mir im Bus. An einem Morgen (Achtung, ab hier wird es illegal) waren wir 21 Menschen in
diesem Bus. Inklusive Fahrer. Charly hatte gute Laune, das kann ich euch sagen. Da waren wir dann auch nicht die Ersten, die rausgelassen wurden, NEIN, da fährt man natürlich erst mal andersrum (irgendwie führen hier eh alle Wege nach Rom, hab ich das Gefühl. Naomi fährt nie den Weg, den Ella fährt. Warum auch immer.) und setzt alle anderen ab, wodurch wir im Endeffekt gut 35 Minuten in diesem Bus saßen. War klasse, sag ich euch. Je nachdem wie viele andere Farmen noch mit im Bus sitzen, fahren wir auch ab. Am Anfang fuhren wir immer um 10 nach los, was klasse ist, wenn man um 20 nach an der Farm ist, um 45 anfängt zu arbeiten und ab voll bezahlt wird. Im Moment schwankt es zwischen 20 und 35 nach. Da sie aber auch mal gerne zu spät kommt sind wir dann aber auch ab und zu recht spät. Da wir aber eh erst ab voll bezahlt werden ist uns das immer herzlich schnuppe.) So. Das war so eine lange Klammer, dass ich selbst den Faden verloren habe. Ich glaube, ich saß gerade im Bus. Wir kommen also da an. Es gibt drei Tore, allerdings hat Naomi noch nicht gerallt, dass wir immer zu dem müssen, das offen ist. Darum fragt sie lieber uns oder setzt uns ab wo es ihr passt. Nach einem kurzen Powernickerchen meinerseits taucht dann auch Jason mit seinem Jute auf, mit Major dem Hund auf der Ladefläche, dem wir dann rasch Gesellschaft leisten und zu unserer Arbeitsstätte für den Tag gefahren werden. Sind Buckets mit auf dem Auto? Dann wird gepickt. Und sich auf der Ladefläche gedrängt. Und bitte nicht runterfallen. Keine? Ab zum Applethinning! Um 9.30 ist dann Smoko, mal mit den Farmerseltern, mal ohne. Ich präferiere letzteres. Denn wenn die Beiden da sind, dann ist auch ihr dämlicher weißer Köter da, Skruffi. Oder so. So wird es zumindest ausgesprochen. In der Smoko, in der außer Joan niemand raucht, gibt es nämlich Kekse. Ein Paket. Es gab eins, als nur Charly und ich da waren. Eins als wir zu viert waren. Eins seit wir zu sechst sind. (Jetzt wird es echt kompliziert mit den Zeiten, ich habe mit dem schreiben vor zwei Monaten gestoppt… Darum kommt jetzt Futur auch mit rein. Ihr schafft das schon.) Und stolze anderthalb, als wir dann zu zehnt waren. Blieben aber auch anderthalb, als wir zwei Tage mit 22 Leuten gepickt haben. Damals war alles besser. Egal. Worauf ich hinaus will: Die Kekse sind mega toll. Schmecken so ein bisschen nach Kokos. Geniale Dinger. Und Steven verfüttert die immer an Skruffi, die Dreckstöle. Was bei einer Packung für vier Leute noch ok ist. Aber der bekam immer die letzten Kekse. Und die ersten. Und überhaupt ist der kleine Kläffer mehr rund als Hund. Tze. In den letzten zwei Wochen (was wir natürlich noch nicht wussten) bekamen wir noch Verstärkung, sowohl aus unserem Hostel, drei Franzosen, sowie aus dem anderen in der Stadt ein Ire und vier Deutsche. Und ein 17jähriger Australier, der sich ganz toll fand. Bei den Deutschen war sogar ein Kerl dabei. Man war das ungewohnt, jemand männliches deutsch sprechen zu hören! Hannah hatte es uns auch sehr angetan. Eine quirlige Deutsche, noch jünger als wir beiden, die die ganze Zeit am plappern war und am Anfang auch noch den Hund gestreichelt hat. Was meine Theorie, dass Deutsche wissen, dass man das beim Arbeiten nicht macht, widerlegt hat. Hannah wohnt in Hamburg und wir wissen so ziemlich alles über ihre Beziehung mit ihrem Freund. Umso komischer als ich ihn eines Tages mal in Natura sah, da ich mir nach all den Geschichten ein Bild von ihm gemacht hatte, das irgendwie deutlich nicht der Wahrheit entsprach. Was noch kuhl an ihr ist: Sie vermieten ihr Haus für Filmarbeiten, eine von den Pfefferkörnern hat also bei ihr zu Hause „gewohnt“. Also in der Serie wohnt die in einem Haus. Das ist aber in Wirklichkeit Hannah’s. Kapiert? Ich schon. Das reicht. Gut. Nach anderthalb Monaten und tausendmilliardenfünfundsechzigtrilliarden (Pez) Äpfeln war dann aber erstmal nichts mehr zu tun auf Jasons Farm. Und so wurden wir arbeitslos. Zum ersten Mal.
Ende von Kapitel „Jason.“