Mittwoch, 9. Januar 2013

Tom Price

Weiter ging es also nach Tom Price, wie bereits erwähnt jedoch mit stark verkleinerter Gruppe. Diejenigen, die wirklich gar kein Geld mehr hatten, wollten nach Karratha fahren, um sich Jobs zu suchen.
So bestand unsere beschauliche Gruppe also nur noch aus den folgenden Personen:

Die drei Kampfamazonen Katrina(Can), Freddie und Mel (franz. Can), unser kleiner Franzose Robin, der als einziger im Auto unterwegs war,  Orianne (die mit dem Partybus, LED'S ohne Ende, gute Boxen usw.) sowie Karina und ich. (Ich kann es gerade nicht fassen, dass wir kein Gruppenfoto gemacht haben. Aber ich werde schon noch was passendes finden...)

Eigentlich war auch noch ein anderer Van mit fünf weiteren Franzosen an Board, die wir jedoch recht schnell verloren. Wir trafen sie am ersten Tag im Nationalpark wieder. Wo mir gerade auffällt, dass Robin am Anfang bei ihnen war und erst am ersten Tag im Park zu unserer Gruppe dazustieß.

Ist irgendjemand von euch schon einmal 571km von Exmouth nach Tom Price mit 80km/h gefahren? Nein? Nunja, dann habt ihr auch nicht besonders viel verpasst. Wir entfernten uns nun zum ersten Mal, seit wir Perth verlassen hatten mehr als 20km von der Küste, Tom Price liegt nämlich im Innenland. Es wurde immer später und später und wir waren immer noch nicht einmal ansatzweise in der Nähe von Tom Price. Nach einer Weile hielten wir für eine kurze Besprechung an. Zwar hatten wir vor, nur auf befestigten Straßen zu fahren, jedoch würde uns der Weg über die unbefestigte Straße, die "unsealed road" knapp 80 Kilometer einsparen. Da 80 km bei 80km/h auch für unsere Mathe-Legastheniker leicht zu berechnen war entschieden wir uns für die unbefestigte Straße. Bis heute kann ich nicht sagen, ob es ein Fehler war. Ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, wie viel Staub so ein einzelner Van so aufwirbeln kann... Wir fuhren also mit drei Vans, die Kampfamazonen ganz vorne, dann Orianne und wir bildeten das Schlusslicht. Das jedoch, war ein echtes Problem. Oriannes Rücklichter hatten nämlich vor geraumer Zeit den Dienst quittiert, weshalb sie sogleich in der Staubwolke einfach so verschwand. Mit einem mehr oder weniger riskanten Überholmanövers, das mich doch sehr an Mario Cart erinnerte, ergatterten wir uns den zweiten Platz in unserer Karawane. Es folgte eine Straße, an der andauernd Schilder standen, die auf Hügel und Senken hinwiesen. Immer mehr ähnelte es also einer Achterbahnfahrt. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie erschreckend es ist, wenn auf einmal die Lichter des Autos vor die verschwinden und die wenige Sekunden darauf selbst in die Senke hinab fährst. Auf dieser Straße fuhren wir noch gut 90 Minuten, bis wir auf einmal Lichter sahen. Und eine befestigte Straße. Tom Price ist eine Minenstadt und wir fuhren an dem riesigen Gelände mit all den Fabriken und  Maschinen vorbei. Ich fühlte mich irgendwie an einen Zombifilm erinnert, keine Ahnung weshalb.

Als wir dann endlich in der Stadt ankamen, wussten wir natürlich mal wieder nicht wo wir schlafen sollten. Der Plan war etwas außerhalb von Tom Price zu schlafen und uns am nächsten Tag mit Proviant einzudecken, um früh in den Nationalpark aufbrechen zu können. Dort standen wir also auf dem Parkplatz des Einkaufzentrums und überlegten, was wir tun sollten. Kurzerhand sprachen wir zwei vorrübergehende Männer an, die uns zwar nicht wirklich weiterhelfen konnten, uns jedoch auf ein Bier einluden.

Dies sollte vielleicht kurz ein wenig erklärt werden. Bei Tom Price handelt es sich wie gesagt um eine Minen-Stadt. Menschen, die hier leben, sind größtenteils nur zum Arbeiten hier, leben in einer Art Ferienbugalow und haben meist Familie und Eigenheim irgendwo anders in Australien. Man kann sich also vorstellen, dass in dieser Stadt nicht wirklich viel passiert. Außerdem sind mindestens 80% der hier lebenden Bevölkerung Männer. Kein Wunder also, dass wir sechs Mädchen trotz unseres extrem herunter gekommenen Äußeren mit offenen Armen empfangen wurden: Wir hatten spannende Geschichten zu erzählen und wir hatten Brüste. Ganz einfach.
Als wir den Pub betraten, lagen sofort alle Augen auf uns. Ein wirklich unangenehmes Gefühl. Wir bestellten also eine Runde Bier und Cider und setzten uns nach draußen, wo wir auch den Boss der zwei Leute kennen lernten, die uns eingeladen hatten. Da ich an jenem Abend starke Kopfschmerzen hatte und keine Lust auf die Lautstärke imPub hatte, legte ich mich recht bald in den Van schlafen. Deshalb kann ich wenig über jenen Abend oder den Mann und seinen Boss berichten.
                                 vlnr: Orianne, Katrina, Karina, Mann, Freddi. Mel macht das Foto

Was ich jedoch berichten kann ist Folgendes: Nach ein paar Stunden kam Karina zu mir und weckte mich mit den Worten: Wir schlafen heute bei seinem Chef im Garten, wir sollen uns da einfach hinstellen. Da ich eh nicht wirklich wach war lies ich das alles über mich ergehen. Dort angekommen feierten sie noch lange weiter, ich jedoch schlief den Schlaf der Gerechten. 



Am nächten Morgen taumelte ich etwas verwirrt aus dem Bett. Der Chef und Hauseigentümer, sowie der Mann im schwarzen Pulli waren bereits dabei, Frühstück zu machen. Mit Rührei und Bacon. Und Würstchen. Und und und. Wir fühlten uns wie im Himmel. Doch es kam noch besser. Wir wurden sauber. Komplett. Sowohl wir, als auch unsere Kleidung, denn sie erlaubten uns zu duschen und ihre Waschmaschine zu benutzen. Als Gegenleistung sollten wir ihre Autos waschen. Für Deutsche unvorstellbar, wie schnell diese Dinger hier einstauben. So wurde es also später und später und wir waren immer noch nicht aufgebrochen. Am Nachmittag rafften wir uns dann endlich auf, verabschiedeten uns von unseren Helden, bedankten uns gefühlte hundert mal und fuhren in die Stadt. Dort machten wir ein paar Besorgungen und warteten auf Mel und Freddie, die irgendwie nicht auftauchten. Und warteten. Und warteten. Bis sie schließlich auf dem Parkplatz auftauchten und sagten, dass unsere Gastgeber der Meinung seien, dass es eh schon viel zu spät wäre und ihnen Geld für ein Barbeque mitgegeben hatten. Wir konnten es kaum glauben und verließen Tom Price sofort, nachdem wir das Geld unter uns aufgeteilt hatten. Haha, war nur ein Witz. Wir kauften also jede Menge Fleisch und Salat und fuhren zurück, um einen weiteren gemütlichen Abend bei sensationell gutem Essen zu verbringen. Am nächsten Tag fuhren wir dann endlich wirklich los, nachdem wir uns eine Park-Karte in der Stadt besorgt hatten, sowie alle Wasserflaschen aufgefüllt waren. 

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