Dienstag, 16. August 2011

Tag 3

Heute Nacht wurde ich fürs Leben gezeichnet. Da ich so schockiert bin und natürlich auch aus Jugendschutzgründen kann ich die Geschehnisse nicht einfach so niederschreiben, sondern muss es leicht verschlüsseln. Trotzdem bin ich sicher, dass jeder mit etwas Logik darauf kommt.
Also. In der Serie "How I met your Mother" erklärt Ted seinen Freunden Marshall und Lily des öfteren: "Es ist Pysik! Wenn es unten wackelt, wackelt es oben auch!"
Ich freue mich euch mitzuteilen, dass ich, im Gegensatz zu Charly, bereits seit dem ersten Tag zu den hiesigen Schlafenszeiten schlafen kann. Und das anscheinend viel tiefer als vorher angenommen... So erfuhr ich obrig Beschriebenes erst durch eine schockierte Sms von Charly. Welche mich auch weckte. Vielleicht wurde ich aber auch durch die zufallende Tür wach. Man weiß es nicht.
Man man man. Kommt nach Australien. Hier erlebt man was.

Gut. Soviel zu meinem nächtlichen Schock. Bin heute wieder vor Charly aufgestanden, um neun Uhr war ich hellwach. Kannst du mir ruhig glauben, Mama!! Aber zu Charlys Verteidigung: Ich kann seit der ersten Nacht hier schlafen, ihr Biorhythmus hats irgendwie nicht so drauf... Heute gezwungenermaßen das erste Mal im Hostel geduscht, sollte man nach knapp 48 Stunden mal wieder tun. Nach dem Duschen roch ich wie nach dem Schwimmen, aber vor dem Duschen. Nach Chlor. Nach viel Chlor. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, Wasser mit mehr Chlor zu versetzen, als es hier getan wurde. Sobald wir übrigens den Fahrstuhl verlassen, um in unser Zimmer zu gehen, begrüßt uns dieser Geruch zuverlässig. Home sweet home. Noch mal nebenbei bemerkt: Als mir etwas hinters Bett fiel und ich es aufheben wollte, entdeckte ich eine männliche Unterhose. Spätestens da hätte ich es also erfahren, hätte Charly mir nicht geschrieben...
Gut. Heute ging es also los, die Rückschläge von gestern auszubügeln und alles zu erledigen, was wir sonst zusammen mit unserer Gastgeberin getan hätten. Angefangen haben wir mit dem Wwoofing. Wir gingen zu einer Argentur, die sich auf Backpacker spezialisiert hat. Dort bezahlten wir stolze $65 für ein Buch, in dem tausende von Adressen und Beschreibungen von Menschen stehen, die andere kostenlos bei sich aufnehmen, wenn diese ein wenig für sie arbeiten. $65 für jeden, versteht sich...
Sparen tun wir jedoch beim Essen. Wie das in Sydney möglich ist? Einfach nichts essen. Oder wenig. Oder nur billiges. WIr haben uns jeweils drei Brötchen für 45Cent geholt, eines für jede Mahlzeit. Dazu teilen wir uns ein Fake-Nutella. Echtes ist bei knapp drei Dollar für 100 Gramm nicht drin. Noch ein Bespiel für die Preise hier: Ein Überraschungsei kostet hier $1,99... Wir essen, wenn wir Hunger haben. Irgendwie fühlen wir uns dadurch echt wie Mittellose, was irgendwie nicht so cool ist. Aber hey. Statistisch soll man mit $80-$120 pro Tag in Sydney rechnen. Da bleiben wir weit, weit drunter. Und das, obwohl wir einige einmalige Ausgaben hatten, wie das Wwoofing und die Handykarte. Das klingt alles irgendwie echt traurig. Aber das ist bis jetzt unser Alltag. Wenn man kein Geld ausgeben möchte, ist es hier echt hart. Es ist deprimierend. Es treibt uns die Tränen in die Augen, wenn wir die Straße entlanglaufen und plötzlich zwei Kerle mit Mikro und E-Gitarre am Straßenrand stehen und "How to save a life" singen. Und obwohl wir gerade beide wieder eine etwas schlechtere Phase haben, möchte ich doch erzählen, was für einen schönen Tag wir heute hatten.
Nachdem wir unser Wwoofing-Buch bekommen hatten, machten wir uns auf, um eine Tax-File-Number, kurz TFN zu beantragen, um hier offiziell arbeiten zu können. Wir fragten also, wo man dies bekommen könne und wurden zur Post geschickt. Der beschriebene Laden war schnell gefunden, der Mitarbeiter teilte uns jedoch mit, dass dies bloß ein Gechäft der Post wäre, das Buröartikel vertiebe, und schickte uns zu einer anderen Fillale. Die sollte in einem dreigeschössigen Komplex sein. Durch meinen Fehler irrten wir erst einmal durch die falsche Ebene. Sorry, aber "UG" ist in meinem Kopf nunmal als "UnterGeschoss" gespeichert, nicht als "UpperGround"... Dedümm. Bei der Post angekommen waren knapp 20 Leute vor uns in der Reihe. Keine 10 Minuten später wurde uns mitgeteilt, dass die Post die Nummern nicht vergebe. Toll, wieso wurden wir dann die ganze Zeit durch die Gegend geschickt? Wir beschlossen uns erst um unser Konto zu kümmern und dann die Nummer zu beantragen. Also einfach mal drauf los gelaufen, Westpac Fillalen gibt er hier schließlich wie Sand am Meer. Keine zwei Minuten später stießen wir auf eine, das erste "richtige" Erfolgserlebnis an diesem Tag. Die Frau hinter dem Schalter erkundigte sich nach Namen, Telefonnummern und einer festen Adresse, an die in einer Woche unsere Karte geschickt wird. Hierzu gaben wir Eles Adresse an. Wir wurden gebeten, 2,5 Stunden später wieder zu kommen, bis dahin wollte sie sich um alles kümmern. Ui. Nett. Sie sagte uns auch noch den Weg zur Tax-Argentur (Ich nenne sie mal so, da ich den Namen vergessen habe), wies uns jedoch darauf hin, dass man dies auch online erledigen könne. Wir wollten jedoch lieber direkt dort hin, hatten wir doch genug Zeit und waren angeblich ganz in der Nähe. Also auf. Ihre Beschreibung stellte sich jedoch als etwas unklar herraus. Also fragte ich kurzerhand einen Buisnesstypen, die es hier übrigens auch wie Sand am Meer gibt, nach der Straße, die wir suchten. Von der hatte er zwar noch nie etwas gehört, trotzdem zücke er sofort sein I-Phone. Nach ein paar Problemen fanden wir dann auch die Straße. Sie war keine 200 Meter entfernt, allerdings handelte es sich um eine kleine Nebenstraße, die noch dazu schräg abging. Im Office sorgten wir bei einer netten Einheimischen für Verwirrung. Als sie uns auf englisch über einen Zettel reden hörte, der das Beschmieren der Wand verbot (in einem offziziellen Steuerdingsbums!! :D) sprach sie uns kurz an und lachte mit uns. Als Charly und ich dann eine Minute später auf deutsch miteinander redeten, schauete die Gute so irritiert, als würde gerade der Weihnachtsmann auf einem rosa Elefanten Triangel spielen. Spricht für unserer Englischkentnisse! Am Schalter wurden wir dann gebeten uns an einen der Computer zu setzen und dort das Formular online auszufüllen. Toll. Hätten wir es also doch von Mecces aus machen können... Dann ging es auf in den Park.
Wir waren so glücklich und zuversichtlich wie nie. (Hier in der Vergangenheitsform zu sprechen klingt wieder deprimierend, ich mache es nur, um die Zeit nicht zu wechseln.) Das Wetter war super, wir hatten unsere Tax-File Nummer beantragt, unser Konto wurde gerade eingerichtet, wir waren offiziell Wwoofer... Genial! Endlich passierte etwas. Wir beschlossen inn den Park zu gehen und das Wetter zu genießen, sowie in unserem Buch nach passenden Wwoofinganbietern zu gucken.



Dort genossen wir den Winter in vollen Zügen. Regenjacke aus dem Rucksack auf dem Boden ausgebreitet und die Fleecejacke ausgezogen. Besseres Wetter hatte ich auch in Deutschland in letzer Zeit nicht gesehen. Wir legten uns auf eine große Wiese, mit dem pyramidalen (jea, passender kann man dieses Adjektiv gar nicht einsetzen!!:)) Gewächshaus im Hintergrund und beobachteten die Flughunde. Wir lagen gut zwei Stunden dort im Gras, hoffentlich haben wir morgen keinen Sonnenbrand. Böses Ozonloch und so. Auch die ersten Adressen hatten wir aus unserem schlauen Buch schnell herrausgeschrieben. Lustige Inserate, sei es nun von Nudisten, strenggläubigen Katholiken oder unglaublich alternativen ALternativen lasen wir uns gegenseitig vor.

Danach ging es wieder zur Bank. Wir mussten $50 Dollar auf das Konto einzahlen, um es zu aktivieren. Da wir zuerst verstanden hatten, dass wir das Geld bezahlen müssten, waren wir doch sehr erleichtert nicht noch mehr Ausgaben zu haben. Dann wurde uns das Onlinebanking erklärt. Anhand von Charlys Account zeigte sie uns alles, ich sollte dann am hauseigenen PC mein Glück alleine versuchen. Lustiger Zufall: Meine ZugangsID besteht aus acht Zahlen. Zahl Nr. 1, 2, 3, 4, und 6 stimmen (sogar in der korrekten Ziffernabfolge!!)I mit unserer Telefonnummer zu Hause überein. Ein Zeichen? ;) Mit der Datensicherheit nehmen die es hier anscheinend nicht so genau.
Windows 98 und Internetexplorer. Beim Onlinebanking... Aha.
Ab zurück ins Hostel und um einen Wwoofer, der uns aufnimmt, gekümmert. Wir haben eine Zusage, werden wohl ab Donnerstag die Zeit in der Nähe von Casino verbringen. Aber wenn ich das jetzt schon wieder sage, geht es wohl wieder schief. Hm. Drückt die Daumen!
Also. Alles in allem ein echt guter Tag. Der Beste, seit wir hier sind. Und trotzdem sitzen wir hier bei Mecces (jaaa, schon wieder, kostenloses W-Lan halt), allerdings heute bei einem anderen( Langsam wurde es uns peinlich) und sind deprimiert. Muss die Tageszeit sein. Oder der Kontakt zu den Menschen in Deutschland. Das zieht runter. Lässt zu Hause so viel schöner erscheinen als hier. Hoffentlich geht das bald vorbei. Schlechte Laune am Abend lässt den ganzen Tag mies aussehen, egal wie schön er war. Ich habe mich heute mittag darauf gefreut, euch von unserem super Tag zu erzählen. Der er auch war. Und trotzdem schwebt die Stimmung nicht weit über dem Nullpunkt. Drückt uns die Daumen, wir werden durchhalten. Jedoch wäre noch ein Rückschlag nicht gerade förderlich. Hoffentlich klappt das alles...

2 Kommentare:

  1. Heyhey, seht das mal nicht als Rückschläge, sondern Herausforderungen! :)
    Im Gegensatz zu euch erleben wir hier übrigens einen richtig belämmerten Sommer -.-
    Grüüüße!

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  2. Hi Aussie-Girls!
    Euch hat ja richtig der "Jet-Lag-Blues" erwischt. Aber der hält sich nicht ewig!
    Viele Grüße aus dem "tropischen" good old germany von Rainer & Silvia!

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